Mit dem Motorrad zum Nordkap

Nach 7.982 unfallfreien Kilometern sind wir am 01.06.2011, also fast eine Woche vorher als ursprünglich angedacht, um ca. 15.30 Uhr wieder zu Hause angekommen. Die Tour war Klasse, das Wetter hat leider nicht mitgespielt. Die Details könnt Ihr / können Sie den nachfolgenden Tagesberichten entnehmen.


  • Tag 1/13.05.2011/Tachostand 22.383 km: Es ist endlich soweit...das Kalenderblatt zeigt den 13.05.2011!!! Heute geht unsere lange geplante Nordkaptour endlich los. Tags zuvor wurde das Motorrad beladen - probegefahren - abgeladen - neu beladen - probegefahren - abgeladen - neu beladen - probegefahren, dann erst war ich in der Lage diese ungewöhnliche "Fuhre" zu lenken. Ich wollte um 08.00 Uhr bei Wolfgang sein. Nach einer sehr unruhigen Nacht weckte mich der Wecker, passenderweise mit einem Stück von "Steppenwolf", um 06.00 Uhr. Frischgemacht, gefrühstückt, von meiner Frau und den Kindern wurde ich mit Glücksbringern und ein paar Tränen verabschiedet. Inzwischen war es 07.30 Uhr...ich würde es bis 08.00 Uhr wohl kaum schaffen bei "dem Langen" zu sein...egal. Frau Anke, meine liebe Gattin, die jetzt zu ihrer Arbeitsstelle aufbrechen musste, fuhr zusammen mit mir los. Bereits nach ca. 800 m (noch in Völksen) hupte sie und signalisierte mir anzuhalten. Der Grund war, dass sich der Deckel meines vollgepackten Topcases geöffnet hatte. Angehalten, den Deckel geschlossen und weiter. In Ronnenberg wiederholte sich dieser Vorfall. Ich hatte glücklicherweise noch einen Zurrgurt in unserem Auto, dieser würde für den Rest der Tour verhindern, dass sich das Topcase selbstständig öffnet. Bei Wolfgang kam ich um ca. 08.45 Uhr an. Hier warteten neben "dem Langen" und Kerstin (seiner Frau) auch unsere Schwiegermutter auf mich. Noch schnell einen Kaffee getrunken, Innenfutter der Jacke entnommen (weil viel zu warm), "Taschengeld" von der Schwiegermutter kassiert, in Engelbostel vollgetankt und dann endlich los. Wir fuhren über die BAB 7 nach Fehmarn, wo wir um Punkt 12.00 Uhr ankamen. Da wir inzwischen leichten Hunger und Durst verspürten, ging es zu McDonald's. Hier verspeisten wir einen McDouble und tranken dazu einen kleinen Kaffee.

  

Dann ging es zum Fährhafen "Puttgarden", wo wir gerade noch rechtzeitig ankamen um die Fähre um 13.00 Uhr zu bekommen. Ein Ticket für je 41,00 € erstanden, auf die Fähre gefahren, Mopeds festgegurtet und auf in Richtung Rødby in Dänemark.


Von hier aus ging es direkt zur zweiten Fähre (es sollten noch sehr sehr viele folgen) unserer Tour. Diese Fähre verbindet die dänische Stadt Helsingør mit der schwedischen Stadt Helsingborg und kostete uns je 165,00 dänische Kronen (ca. 22,00 Euro). Ein angurten der Mopeds war nicht möglich.

In Löddeköppinge musste ich tanken. Hier kosten 14,54 Liter Super 230,75 schwedische Kronen (ca. 26,00 €, d.h. ca. 1,75 € für einen Liter). Um 18.30 Uhr erreichten wir nach 632 gefahrenen KM (ohne Fähren)  unser ersten Etappenziel "MALMÖ".  Hier fuhren wir direkt zum Campingplatz "Malmö Camping", wo uns eine nette Rezeptionistin auf der Zufahrt zum Eingang entgegenkam um uns mitzuteilen, dass sie jetzt Feierabend hätte und die Rezeption erst wieder am nächsten Tag um 08.00 Uhr besetzt wäre...sie gab uns einfach eine Codekarte und bat uns am nächsten Morgen bei ihrer Kollegin ein -und auszuchecken. Wirklich nett!!! Unser Zelt konnten wir aufstellen, wo wir wollten (wir waren ja auch die einzigen "Zelter").


Den mit Herd, Backofen, Microwelle und Abwaschgelegenheit mit Heißwasser ausgestatteten Aufenthaltsraum machten wir zu unserem Wohnzimmer.


Den ersten Abend verbrachten wir in Sichtweite der gigantischen Öresund - Brücke. Bei einem malerischen Sonnenuntergang verdrückten wir das erste Urlaubsbier...und Wolfgangs "Flachmann" mit edlem schottischen Tropfen. Gegessen haben wir Dosenbrot und Dosenwurst, übrigens beides zu unserer großen Überraschung sehr lecker.



Am nächsten Morgen meldeten wir uns bei der Rezeption an und waren über den Preis von 190,00 schwedischen Kronen (ca. 21,00 €) für uns zusammen doch sehr positiv überrascht. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Dosenbrot, Nutella, Dosenwurst und löslichem Kaffee brachen wir zu unserer zweiten Etappe gegen 09.30 Uhr auf. Während des Frühstücks kochten wir den obligatorischen "Tourentee" und füllten ihn in unsere Thermoskannen.

  • Tag 2/14.05.2011/Tachostand 23.015 km: Bei leichter Bewölkung und 20° Celsius brechen wir guter Dinge auf. Nach ca. 1 Stunde wurde aus der leichten Bewölkung Nieselregen...ein guter Zeitpunkt unsere neuen Regenklamotten auszuprobieren. Egal, es wird schon wieder besser. Wir konnten hier noch nicht ahnen, dass die Regenklamotten uns auf dem Rest der Reise wie eine zweite Haut begleiten würden...

Nach 490 unspektakulären km und einem Tankstopp in Ivååker, wo ich für 14,74 Liter Super 215,65 schwedische Kronen (ca. 23,80 €, d.h. 1,61 € pro Liter) bezahlte,  kommen wir um 16.30 Uhr in Lidköpping an. Nach kurzer Suche finden wir den Campingplatz "Krono-Camping". In der Rezeption stellen wir uns am Ende der Warteschlange an. Vor uns scheint sich eine Fußballmannschaft incl. Betreuerteam o.ä. zu befinden (einer davon in einem Prinzessinnenkostüm...). Alle sind offensichtlich "randvoll" und jeder checkt einzeln ein. Nach einer gefühlten Stunde steht nun Julia Söderström, die Rezeptionistin, vor mir. Wir checken ein, bezahlen 250,00 schwedische Kronen (ca. 28,00 €) und erhalten unsere Zugangskarten. Das Zelt ist schnell aufgebaut.

In der wirklich sehr gut eingerichteten Küche (Cerankochfeld, Geschirrspüler, Backofen, Microwelle und großem Flachbildschirm)  "zauberte" Wolfgang "leckere" Bratkartoffeln, die wir mit einem kalten Dosenbier runterwürgten.


Nach diesem "Festessen" verspürte ich das Verlangen in die Ostsee zu gehen...


Nach diesem "Bad" gingen wir zurück in den Aufenthaltsraum um evtl. den Grand Prix mit Lena zu schauen. Da wir die Technik des Bildschirmes nicht verstanden, versuchte Wolfgang in seinem "radebrachen" Englisch  zwei abwaschende Schwedenpaare zu fragen, wie das Gerät funktioniert. Zu unserer Überraschung anworteten zwei der Befragten in reinstem  Berlinerisch. Die Erklärung lieferten die Beiden umgehend...der Mann arbeitet seit 5 Jahren in Schweden als Zimmermann, seine Frau ist auch bereits seit 4,5 Jahren in Schweden. Sein Kumpel, der wirklich Schwede war und kein deutsch sprach, konnte nicht verstehen, dass wir mit dem Motorrad zum Nordkap fahren wollten. Er ließ ab und zu mal ein deutsches Wort einfließen..."Arschloch" (er wollte eigentlich Scheiße sagen...), voll "Arschloch", langer Weg, verrückt. Auf englisch fragte er uns warum wir das machen. Unsere Erklärung, dass wir uns das über Jahre vorgenommen und geplant hatten konnte er nicht nachvollziehen. Er konnte sich den Rest des Tages nicht mehr einkriegen. Wir hatten noch einigen Spaß mit den Vieren. Im Gespräch haben wir erfahren, dass der von uns ausgewählte Campingplatz zu den besten Plätzen Schwedens gehört und 5 Sterne hat. Deshalb gefiel uns der Platz so gut ;-)
Inzwischen war es ca. 23.00 Uhr und starker Regen setzte ein...Ach, morgen ist das wieder weg. Leider wurde dieser Optimismus von den Schweden nicht geteilt...sie erklärten, dass zwei Wochen super Wetter war und sich jetzt ein Tief über Scandinavien halten würde. Leicht gefrustet gings im Laufschritt durch den Regen ins trockene Zelt.

  • Tag 3/15.05.2011/Tachostand 23.505 km: Bei 13°Celsius und leichtem Regen ging es um 08.45 Uhr nach einem lecker Frühstück nicht wie im ursprünglichen Plan vorgesehen nach Uppsala sondern in das 431 km entferte Gävle. Hierzu hatten uns unsere neuen schwedischen Freunde geraten. Bevor wir Lidköpping verlassen, geht es noch kurz zur Tankstelle. Hier tanke ich für 201,92 schwedische Kronen (ca. 22,35 €) und bekomme 14,24 Liter dafür (dieses entspricht einem Literpreis von ca. 1,57 €). Die Fahrt verlief schwedisch typisch "sehr laaaang und sehr weiiilig". Das Wetter spielte uns einige Streiche; Regen, Sonne, Wind, Wolken, Regen, Regen, Regen.... Ich mußte unterwegs einmal für 216,00 schwedische Kronen (ca. 23,50 €) nachtanken und bekam 15 Liter (Literpreis ca. 1,57 €) "vom Feinsten".

Wir kamen um ca. 17.00 Uhr auf dem Engesbergs Camping & Stugby in Gävle an. Der freundliche Besitzer gab uns den Tipp, dass wir bei dem Wetter (wir hatten noch 7,2° Celsius und viel Regen) lieber eine Hütte nehmen sollten als zu zelten. Diesen Rat folgend nahmen wir die erste Hütte unserer Tour. Der Preis betrug 42,00 Euro und war somit völlig O.K. Die Hütte verfügte über eine Küche, einen Wohn-/Schlafraum und einen zusätzlichen Schlafraum.

In der Küche hat "der Lange" die unterwegs erstandenen 15 Eier zu Rühreiern mit Schinkenwürfeln verarbeitet. Nach diesem leckeren Essen erkundeten wir die nahe Umgebung (natürlich im Regen).

Anschließend duschten wir ausgiebig mit "kochendem" Wasser...das tat wirklich gut. Die Hütte hatten wir mit drei Eletroheizungen auf inzwischen ca. 30° aufgeheizt und unsere Moped-Klamotten wurden gaaanz laaangsam wieder trocken. Anschließend gingen wir in die Kojen.
  • Tag 4/16.05.2011/Tachostand 23.936 km: Ein Blick aus den Fenstern verriet uns, dass der Regen nicht aufgehört hatte und auch die Temperatur betrug nur noch 6° Celsius. Wir machten uns waschtechnisch fertig, frühstückten ausgiebig und brachen um 10.45 Uhr in strömendem Regen auf. Unser heutiges Tagesziel sollte das 342 km entfernte Härnösand sein. Gegen 11.30 Uhr kam ganz kurz die Sonne heraus, wie gesagt ganz kurz!!!




Obwohl wir uns noch in Schweden befanden, wurden die Strecken immer schöner. Die Tour führte uns durch üppige Wälder und an schönen Seen vorbei. Auch die "Mitte" Schwedens, die Stadt Sundsvall wurde von uns passiert. Hier kauften wir für 8,50 €!!! eine Flasche Cola.

Getankt habe ich 14,65 Liter, bezahlen mußte ich dafür 212,00 schwedische Kronen (ca. 23,39 Euro). Gegen 17.00 Uhr kamen wir auf dem Sälsten Camping in Härnösand...und plötzlich Sonne!!!

Das Zelt bauten wir "mit schöner Aussicht" auf. Der Campingplatz gefiel uns total gut. Die Besitzer waren sehr nett und zuvorkommend. Die Übernachtung kostete nur 100,00 schwedische Kronen (ca. 11,00 €).


Die Küche wurde kurzerhand "besetzt". Hier kochte ich ein mexikanisches Reisgericht...


Schon während der Verpflegungsaufnahme konnten wir ein inzwischen bekanntes Geräusch wahrnehmen...es begann zu regnen.


  • Tag 5/17.05.2011/Tachostand 24.277 km: Bei 7,8° Celsius und Landregen brechen wir um 09.30 Uhr in Richtung Lulea auf. Die Strecke war, wie am Vortag für Schweden sehr schön. Es wurden sehr viele und sehr lange Baustellen passiert. In einer dieser Baustellen sahen wir ein verendetes Tier im Straßengraben (es handelte sich vermutlich um unseren ersten Elch). Wir fuhren auch über die längste Hängebrücke Schwedens.


Nach ca. 100 km hörte es auf mit dem Regen und wir machten auf einem Parkplatz eine unserer Teepausen (wir hatten uns inzwischen dazu entschlossen, alle 100 km eine Pause einzulegen). Während des weiteren Verlaufes der Fahrt wechselten sich Sonne, Regen ohne Sturm, Regen mit Sturm, bedeckter Himmel und nur Sturm ab. Ich musste unterwegs zweimal eine Tankstelle aufsuchen um zu tanken. Beim ersten mal tankte ich 14,27 Liter für 203,78 schwedische Kronen (22,76 €), beim zweiten mal waren es 14,75 Liter für 210,36 schwedische Kronen (23,43 €). Nach genau 500 km erreichten wir um 17.00 Uhr bei 9,4° Celsius unser heutiges Ziel. Auf dem Campingplatz "First Camp Lulea" wurden wir von zwei freundlichen Damen in der Rezeption begrüßt. Sie erklärten uns, dass wir in diesem Jahr die ersten Motorradfahrer, die ersten Zelter und die ersten allein reisenden Männer wären, die auf dem Platz erscheinen. Unser Zelt schlugen wir direkt an der Rückseite der "Service-Gebäude" auf. Wir hofften, dass wir so zumindest ein wenig vor dem Regen und der Kälte geschützt wären.



Hier sind zwei Bildchen von unserer ersten Begegnung mit einem Eisbären ;-)

Den schönen und warmen Serviceraum nutzten wir wieder bis in die späte Nacht hinein (inzwischen war es auch schon sehr lange hell). Gegessen haben wir Nudeln mit Bolognese.



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