Mit dem Motorrad zum Nordkap

Tag 16/28.05.2011/Tachostand 28.959 km: Wir wurden gegen 07.00 Uhr wach… es regnete immer noch wie aus Kübeln. Also dann eben kein Prekestolen

Gegen 08.00 Uhr ging es in Regenjacke und im Laufschritt zu den Waschräumen. Vom Waschraum zurück zum Zelt, natürlich auch im Laufschritt, es schüttet ja immer noch! Aus dem Zelt und vom Moped die Frühstückssachen geholt und im Laufschritt zum „Frühstückspavillon“. Hier wird im strömenden Regen und bei starkem Wind „nett“ gefrühstückt. Der Regen lässt nicht nach und wird eher noch stärker. Es regnet so stark, dass sogar einige Spatzen unter dem Pavillon Schutz suchen.


Gegen 12.00 Uhr, es regnet immer noch heftig, bereiten wir uns eine wärmende Tütensuppe zu. Diese verspeisen wir ohne großen Appetit. Die Wolkendecke reißt nicht auf. Bei uns herrscht Krisenstimmung. Anke und Kerstin raten uns via Handy noch eine Nacht in Stavanger zu verbringen. Der Lange und ich beraten uns und kommen zu dem Schluss, wenn der regen nachlässt wird das Zelt in Windeseile abgebaut und wir fahren die rund 250 km bis nach Kristiansand. Uns ist bewusst, dass wir die Fähre nicht mehr erreichen können. Um 13.45 Uhr haben wir den Eindruck, dass der Regen nachlässt. Also schnell das Zelt



abgebaut, die Mopedklamotten angezogen und „ab geht die wilde Fahrt“, anfangs bei leichtem Regen, dann bei starker Bewölkung und später bei Starkregen. Um 17.30 Uhr kommen wir, natürlich völlig durchnässt und durchgefroren, bei den Fährenterminals im Hafenbereich in Kristiansand an. Die Büros sind nicht mehr besetzt. Die letzten Fähren sind um 15.00 Uhr (Fjord Line) bzw. um 16.30 Uhr (Color Line) abgedampft.



Voller Frust wollten wir zwei Dosen Bier im nächsten Supermarkt kaufen… hier kam der freundliche Hinweis, dass ab 18.00 Uhr kein Alkohol mehr verkauft wird…es war 18.03 Uhr! Wir machen uns also noch mehr gefrustet mit Herrn TomTom auf die Suche nach einem Campingplatz. Der erste Platz war für eine geschlossene Gesellschaft ausgebucht und der zweite Platz war das Kristiansand Feriencenter. Kurz: Der Preis war hoch, die Hütte war schlecht sowie am Arsch der Welt und der Vermieter äußerst unfreundlich!


Nachdem der Lange aus etwa 500 Metern Entfernung Wasser besorgt hatte, kochten wir uns Tee und bereiteten Nudeln mit Tomatensoße zu.


Wir gingen ziemlich angefressen in die Kojen.



Tag 17/29.05.2011/Tachostand 29.216 km: Der Lange hatte ab 04.00 Uhr offensichtlich keine Lust mehr zu schlafen… er machte mich wach und meinte „… lass uns lieber fertigmachen, dann stehen wir nicht soweit hinten in der Schlange vor den Fährbüros…“. Leicht angesäuert (ich hätte ihn töten können) stand ich auf. Um 05.00 Uhr fuhren wir im dichten Nebel Richtung Hafen und waren natürlich die ersten Menschen vor den verschlossenen Türen der Fährbüros (die machen nämlich erst um 06.30 Uhr auf).

Um Punkt 06.30 Uhr, inzwischen waren 3 weitere potentielle Fahrgäste eingetroffen, stürmten wir das Büro der Color Line. Die Tickets für 559 NOK waren ruck zuck gekauft und wir durften auf der leeren 2’ten Spur vor der Superspeed I

auf den Einlass warten. Der Lange wollte ein wenig "Gutwetter" machen und besorgte Kaffee.

Abfahrt sollte um 08.00 Uhr sein. Wir waren dann auch die ersten, die in den Bauch des Schiffes fahren durften.

Die Mopeds waren schnell verzurrt und wir machten uns auf die Suche nach einer Frühstücksmöglichkeit. Diese war auch schnell gefunden…für 130,00 NOK sicherten wir uns einen Platz an dem ausgezeichneten Frühstücksbuffet. Hier gab es alles, was wir den letzten 16 Tagen entbehren mussten . Lecker Fisch, lecker Rührei, lecker Bacon, lecker „richtigen“ Kaffee, lecker O-Saft, lecker Brötchen, lecker Obst, lecker Wurst, ganzlecker Kuchen usw. Hier musste der Ort sein wo Milch und Honig fließen!



Unser Tisch stand so ziemlich in der Mitte des Schiffes und so merkten wir erst nicht, dass ein stärkerer Seegang einsetzte und das Schiff unheimlich rollte. Wir wunderten uns nur über die anderen Gäste, die kurz nach Beginn des Frühstücks offensichtlich schon fertig damit waren und das Schiffsrestaurant verließen. Alle hatten nur noch wenig Gesichtsfarbe, komisch. Nach unserem 5 oder 6 Gang zum Buffet machte sich der Seegang auch bei uns bemerkbar…

wir mussten hier raus und zwar schnell! Nachdem wir eine Tür auf das Außendeck fanden und uns achtern setzen konnten ging es auch schon besser.



Nach 4 1/4 Stunden legten wir nach einer turbulenten Schiffsreise endlich in Hirtshals an, natürlich im Regen. Von Hirtshals fuhren wir nach Skagen. Hier schauten wir uns an wie Nord- und Ostsee zusammentreffen. Der Lange war noch nie hier gewesen. In einem Kiosk auf dem parkplatz gönnten wir uns eine Cola und ich versuchte den Langen zu überzeugen wenigstens von hier eine Ansichtskarte zu seiner Kerstin zu schicken, am Nordkap hatte er es ja „vergessen“. Er weigerte sich aber beharrlich. Von Skagen fuhren wir durch die für Mopedfahren eher langweilige dänische Landschaft bis nach Nørre Vorupør.

Hier verbrachte ich als Kind den Hauptteil meiner Ferien und fahre mit meiner Frau und den Kindern jedes Jahr zu Ostern oder/und im Herbst für eine Woche hierher. Der Ort ist einfach schön! Wir buchten uns bei Købmand Hillgaard für eine Nacht auf dem Strandgaardens Camping für 150,00 DKK ein. Das Zelt bauten wir im Regen auf .


Dann gingen wir in Mopedklamotten mit Regenklamotten zum Hafen (unterwegs kauften wir 2 Dosen Bier). Im Hafen angekommen drückten wir uns die wahrscheinlich besten Hot Dogs der Welt im Versterhavs Cafeen rein, mh sehr lecker! Der junge freundliche „Hot Dog-Gott“ machte ein paar Späßchen auf unsere Kosten; „…wo kommt ihr denn her, schwitzt ihr so…, …ihr seit ja so naßgeschwitzt…“. Ein Hot Dog-Gott darf so etwas natürlich. Wir erklärten ihm, dass wir extra über Schweden, Finnland, Norwegen mit Nordkap nach Vorupør gekommen sind um seine Hot Dogs zu verspeisen. Er übersetzte das gesamte Gespräch einem Kollegen wir alle vier lachten ausgiebig.

Auf dem Rückweg vom Strand zeigte ich dem Langen die Fischhalle, dort kauften wir frische Krabben und geräucherte Makrelen (Pfeffer und Kräuter).

Den Krabben machten wir gleich auf der Bank vor der Fischhalle der Gar aus. Die Makrelen hatten 5 Minuten mehr Zeit!


Inzwischen wurde das Wetter besser und die Sonne lachte ein wenig. Am Abend gingen wir nochmals in den Hafen, setzten uns vor eine alte Fischerhütte und genossen das prächtige Abendrot.


Wir waren schon am Vesterhavs Cafeen vorbei, als der lange starken Durst zu verspüren begann…also umdrehen und ab in den Gastraum. Jeder ein Bier vom Fass getrunken, ab zum Campingplatz und bei trockenem Wetter und mit guter Laune ab in unser Zelt.



Tag 18/30.05.2011/Tachostand 29.497 km: Als wir gegen 07.00 Uhr wach wurden nahmen wir eine merkwürdige Veränderung war…die SONNE zeigte sich in voller Pracht und hatte das Zelt bereits schön aufgeheizt.


Wir machten uns in aller Ruhe fertig, frühstückten ausgiebig (der Lange hatte Brötchen besorgt). Anschließend gingen wir zum Einkaufsladen und in die „Bonbonfabrik“ um ein paar Kleinigkeiten für die Lieben zu besorgen.

Gegen 13.00 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Maasholm.


Die Fahrt ohne Regenklamotten war sehr angenehm. Um 17.45 Uhr kamen wir in Maasholm im Hafen an. Wir stellten die Mopeds hinter dem Büro des Hafenmeisters ab und nahmen schon die Witterung der weltberühmten Spezialcurrywurstsoße auf. Am Hafenimbiss angekommen bestellten wir natürlich jeder eine Currywurst mit Spezialcurrywurstsoße. Total Lecker!!! Nachdem wir die Wurst verputzt hatten nahm jeder noch zwei Fischbrötchen. Dazu gab es bei dem Langen ein Flensburger Alkoholfrei und bei mir eine Cola.

So gestärkt fuhren wir zum Campingplatz Oehe-Draecht, den wir schon aus früheren Zeiten kannten. Hier buchten wir uns für 2 Übernachtungen ein. Wir fragten den Platzwart ob wir auf dem Platz noch etwas kaufen können. Er antwortete, dass der neue Wirt des „Zum Deichkrug“ auch einen kleinen Kiosk betreibt und er sicherlich mit sich reden lässt. So war es dann auch. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, verkaufte uns der Pächter Herr Ertunc ein paar Dosen Bier. Wir gingen zum Strand und genossen das herrliche Wetter.


Gegen 20.00 Uhr wurde es dann doch zu kalt und wir gingen in den „Zum Deichkrug“. Wir setzten uns an den Tresen und das Schicksal nahm seinen Lauf. Es wurde je ein „Frischbier“ bestellt, dieses tranken wir genüsslich ohne viele Worte aus, ließen dann ein zweites folgen. Mit Herrn Ertunc begannen wir eine nette Unterhaltung über die Türkei, über Raki, wie es ihn nach Maasholm verschlagen hat usw. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass wir unsere Nordkap-Routenshirts anhatten.

Mitten im Gespräch wurde uns eine Hand auf unsere Schultern gelegt und eine Stimme fragte „…ihr ward schon am Kap?“ Wir drehten uns um und erblickten ein freundliches Gesicht mit Bart. Der Frager war einer der Personen vom Tisch. Er bestellte für uns je ein Bier und einen Obstler. Dann fragte er uns über Norwegen, das Nordkap, den Zoll usw. aus, jedoch nicht ohne noch eine weitere Runde „Herrengedecke“ zu bestellen. Wir beantworteten seine Fragen und er bestellte abermals eine Runde „Herrengedecke“. Inzwischen erfuhren wir, dass er Geschäftsführer einer Firma für Abbruch, Erdarbeiten und Entkernung aus der Nähe von Berlin ist und mit seiner Gattin im Wohnmobil am nächsten Tag weiter Richtung Norwegen fahren wird. Es gab dann noch ein, zwei oder sogar drei „Herrengedecke“. Der Lange und ich gingen stark angesäuselt ins Zelt.




Tag 19/31.05.2011/Tachostand 29.869 km: Autschen, Kopfweh und Übelkeit!

Der Lange und ich werden mit einem mächtigen Kater wach!

Wir quälen uns zur Dusche. Die Lebensgeister kehren während des Duschens nach und nach wieder zurück. Das Gesicht was wir beim Rasieren im Spiegel sehen kommt uns gänzlich unbekannt vor, egal der Typ wird trotzdem rasiert. Nun wollen wir irgendwo frühstücken. Unser neuer Freund Yavuz Ertunc hatte leider noch nicht geöffnet.


Also sattelten wir die Ponys und „ritten“ nach Maasholm um zu frühstücken. Eine gemütliche Bäckerei „Bäckerei Petersen“ war schnell gefunden. Die Dame hinter Verkaufstresen war die Freundlichkeit in Person und zauberte uns für 6,80 Euro ein super Frühstück mit belegten Brötchen und lecker Kaffee. Durch das frühstück wurden auch die letzten Lebensgeister wieder geweckt. Wir entschieden und nach Kappeln zum „Bummeln“ zu fahren. Gesagt getan…der großen Parkplatz in Kappeln war natürlich randvoll mit Autos zugeparkt. An einer seite direkt vor dem Rathaus erspähte ich einen abgestellten Motorroller und stellte das Wunderwerk bayrischer Motorentechnik dahinter ab. Den Langen winkte ich herbei und er stellte sich neben mich. Wir waren wirklich froh endlich parken zu können und unsere Mopedjacke ausziehen zu können…es war inzwischen schön warm. Also schlossen wir die Helme am Moped vom Langen an und schlenderten Richtung Hafen. Wir gönnten uns jeder ein Eis. Frau Anke, meine liebe Gattin, war über unseren Ausflug nach Kappeln informiert und konnte uns mit Hilfe der WebCam vor der Schlei ausmachen. Wir schlenderten langsam Richtung Parkplatz zurück und staunten nicht schlecht, als wir jeder ein Ticket über 35,00 Euro wegen parken auf einer Sperrfläche am Moped fanden. Für uns war nicht erkennbar, dass es sich hier um eine Sperrfläche handelte. Völlig abwegig war der Hinweis auf einen Behindertenparkplatz. Da, wo wir parkten konnte niemals ein Auto o.ä. parken. Die Zufahrt war durch Blumenkübel versperrt. Egal, nicht maulen sondern zahlen. Für uns war es das erste Ticket in unserer langen Mopedkarriere. Wir fuhren zurück zum Campingplatz. Unterwegs begann es zu nieseln. Da wir nichts anderes vorhatten, legten wir uns nach unserer Rückkehr zu einem Mittagsschläfchen ins Zelt. Nach ca. 2 Stunden wachten wir auf und hatten Kaffeedurst und Kuchenhunger. Yavuz Ertunc hatte inzwischen den „Zum Deichkrug“ geöffnet. Wir gingen hinein und bestellten je einen Kaffe und ein Stück Kuchen. Petra, die Ex-Frau von Yavuz, brachte uns dann den schmackhaften Kuchen und den heißen Kaffee. Wir plauderten noch über dies und das und Yavuz fragte wie es uns denn gehen würde. Wir erklärten, dass es inzwischen wieder ganz gut geht. Er meinte, dass es unserem „Zechkumpanen“ vom Vortag nicht so gut gehen kann…weil wir ihn ja beim Verlassen des Lokals stützen fast tragen müssen. Oh, das hatten der Lange und ich völlig vergessen... Wir bestellten vor Schreck eine Lahmacun mit Dönerfleisch und Salat. Mann war die scharf! Den Rest des Tages liefen wir auf dem Deich herum. Abends gingen wir dann in die „Spießkammer“ der Familie Boysen.


Der Lange bestellte sich ein Schnitzel und ich habe mir leckeren Fisch ausgesucht. Das Essen ist in der Spießkammer außergewöhnlich gut. Die Portionen sind riesig und sogar wir schafften es nicht. Zum Nachtisch hat der Lange sich einen Eisbecher bestellt…ich konnte nichts mehr essen und nahm einen Linie-Aquavit.

Nun machten wir uns wieder auf die Socken zum Campingplatz. Dort angekommen, gingen wir nochmals über den Deich und dann ab in die Kojen. 






Tag 20/01.06.2011/Tachostand 29.869 km: Heute ist der letzte Tag dieser Tour. Wir stehen um 08.00 Uhr auf, machen uns „Stadtfein“ und fahren wieder in die Maasholmer Bäckerei Petersen zum frühstücken. Heute sind zwei andere nette Damen hinter dem Verkaufstresen. Wir bestellen ein Frühstück wie am Vortage und bekommen wieder lecker belegte und garnierte Brötchen mit heißem Kaffee. Nach dem Frühstück gehen wir noch kurz zum Hafen.



Dann fahren wir zum Campingplatz, bauen das Zelt ab und verstauen wieder alles. Um 11.30 Uhr rollen wir dann vom Campingplatz. Auf der Tankstelle Holmmoor – West werden die Ponys mit Treibstoff versorgt und wir gönnen uns auch einen Kaffee. Gegen 16.00 Uhr kommen wir in Schulenburg an. Der Tacho zeigt 30.201 km. Kerstin erwartet uns bereits. Frau Anke und unsere Kinder sind ca. eine halbe Stunde später da. Kerstin schmeißt den Grill an und wir müssen erzählen. Um 19.30 Uhr geht es dann auch für mich auf die letzte Etappe der Nordkap Tour. Um 20.00 Uhr und einem Tachostand von 30.273 km erreiche ich, nach 7.890 gefahrenen Kilometern, mein Heimatdorf.




Wir hoffen, dass Du/Sie beim Lesen unseres Berichtes Spaß hattest/hatten.

Wir hatten jedenfalls bei der Tour, trotz des Wetters, viel Spaß.


Sollte jemand eine ähnliche Tour planen, geben wir gerne Tipps.