Mit dem Motorrad zum Nordkap

  • Tag 6/18.05.2011/Tachostand 24.777 km: Wir verlassen gegen 09.45 Uhr bei knapp 6° Celsius und starker Bewölkung den schönen Campingplatz in Lulea. Das Frühstück bestand einmal mehr aus Dosenwurst, Dosenbrot, Nutella, Marmelade und Kaffee. Nach ca. 30 Minuten setzte Regen ein. Wir hielten an um die Regenklamotten überzuziehen und warmen Tee zu trinken.

Der Lange machte hierbei eine furchtbare Enddeckung...was war hier geschehen? Unfall, Mord oder Suizid? Den Rest des Tieres (ob Elch oder Ren) haben wir leider nicht gefunden. Also wieder kein Fleisch ;-) zum Grillen.

Die schwedisch - finnische Grenze wurde überquert. Wir passierten bei Rovaniemi den Polarkreis, allerdings ohne es zu merken bzw. es zu sehen.


Nach der Überquerung des Polarkreises spielte uns das Navi vom Langen viele "kleine Streiche". Das Wetter spielte nun auch nicht mehr mit...es gab nur noch Regen. An einer Tankstelle mit Burgerverkauf tankte ich für 16,10 € und wir aßen je einen "Papa Ateria" (ein Riesenburger mit allem) für je 7,95 €.


Wir fuhren jetzt gestärkt weiter, vorbei an der Heimat des Weihnachtsmannes...immer geradeaus...

vorbei an Rentierherden.

Das Navi führte uns "irgendwie" zu dem Campingplatz "Sallainen Caravan & Cabins" in der Gemeinde Salla, direkt an der russischen Grenze.Leider war der Platz, entgegen vorheriger Information, geschlossen... Inzwischen leicht genervt, weil wir seit Stunden im Starkregen fuhren, der nächste Campingplatz ca. 250 km entfernt liegt und es bereits nach 20.00 Uhr war, drehten wir um und fuhren bis 21.15 Uhr (das Benzin ging zur Neige). Endlich kamen wir an eine Tankstelle. Also Tankrucksack runter, Kreditkarte in den Kartenleser...und Schock!!! Meine Karte wurde nicht akzeptiert. Zweiter Versuch...klappt immer noch nicht. Gut, dann eben die Kreditkarte vom Langen benutzt, 17,88 Liter für 21,99 Euro. Wir studierten unter dem Schleppdach der Tankstelle das Kartenmaterial und stellten fest, dass in der Nähe keine Stadt, kein Campingplatz, kein Hotel o.ä. ist. Wir entschlossen uns noch eine Stunde zu fahren und dann eine Möglichkeit zum Übernachten zu suchen. Unterwegs fanden wir eine Kote, die aber völlig zugemüllt war und entsetzlich nach Rauch gestunken hat. In der Nähe von Luosto haben wir dann an einem Rastplatz unser Zelt aufgeschlagen und auf dem Benzinkocher eine Brühe und einen Kaffee gekocht.

Die Stimmung und die Temperatur sanken immer weiter...

.

Tag 7/19.05.2011/Tachostand 25.385 km: Nach einer kalten und ziemlich schlaflosen Nacht ging es um 07.30 Uhr bei ca. 4,8° Celsius und Sonnenschein ohne Frühstück weiter in Richtung Norden. Wir fuhren durch karge finnische Landschaften,

vorbei an finnischen Naturschutzgebieten, immer in Regenklamotten...


Wegen der Erfahrungen des Vortages und des Dauerregens sind wir nicht wie geplant bis nach Inari, sondern nur bis nach Ivalo gefahren. Hier sind wir um 13.00 Uhr angekommen. Unterwegs hatten wir an einer Tankstelle für je 5,50 € Kaffee getrunken und ein belegtes Brötchen gegessen. Getankt habe ich dort für 10,00 €. In Ivalo angekommen, sind wir zum aufwärmen in einen Supermarkt gegangen und haben für 31,95 € Lebensmittel nachgekauft (Tütenpasta, Tütenreis, Kaffee, Tee und einen Schal für mich). Leider war uns immer noch kalt...also entschlossen wir uns in dem Supermarktcafe einen heißen Kaffee zu trinken und uns zu überlegen, was wir jetzt machen...


Wir hatten am Ortseingang von Ivalo ein Hinweisschild auf einen Campingplatz gefunden, der laut Zusatzschild -OPEN- geöffnet sein sollte. Also etwas zurückgefahren und zu dem Campingplatz. Hier wurden wir von einer älteren "Dame" begrüßt, die sofort darauf hinwies, dass der Platz natürlich nicht komplett geöffnet habe...also, die Hütten, die Duschen, die Toiletten und der Aufenthaltsraum seien noch zu...wir können aber gerne in ihrem "HOTEL" für je 80,00 € (ohne Frühstück) übernachten...das Hotel war übrigens ihr Wohnhaus...wir lehnten dankend ab. Kurze Lagebesprechung...uns fiel ein, dass noch etwas weiter ein zweiter Campingplatz "IVALO - River Camp" war. Nachdem wir den Platz vergeblich gesucht hatten, fanden wir an einer Tankstelle ein Minischild mit der Aufschrift "REZEPTION" ...na, das wird bestimmt wieder nichts!!! Wir betraten die Tankstelle und wurden von Wilma der freundlichen Rezeptionistin begrüßt. Diese erklärte, dass der Platz natürlich komplett geöffnet habe und eine Hütte 40,00 € für zwei Personen pro Nacht kostet, wir aber 2,00 € Rabatt bekommen...wir sagten sofort zu. Wilma bat uns noch 30 Minuten in ihrer Bar zu warten, dann würde eine Reinigungskraft die Hütte vorbereiten. Nach genau 30 Minuten kam Wilma mit dem Hüttenschlüssel zu uns und bat uns ihr zu folgen...was wir gerne machten. Wilma zeigte und die Wasch-/ Duschräume, die Toiletten und die Kochmöglichkeit. Alles war O.K.! Als wir in die Hütte kamen waren wir total positiv überrascht...die kleine Heizung hatte den Raum auf gefühlte 35° Celsius aufgeheizt, die Hütte war blitzblank sauber und richtig gut eingerichtet.

Der Lange kochte wieder seine Spezialität "Bratkartoffeln a la Wolfgang" dazu gab es Rotwurst aus der Dose und ein "gepflegtes" Dosenbier. Anschließend wurde schön heiß geduscht und ab in die Bar von Wilma. Hier bestellten wir ein "frisch Gezapftes". Das Bier schmeckte gut und wir bezahlten die 4,00 € gerne für die sehr gut gezapften 0,4 Liter..

Nachts bekamen wir besuch an unserer Hütte... eine Rentierherde gab sich die Ehre.

.

Tag 8/20.05.2011/Tachostand 25.635 km:Um 09.40 Uhr ging es wieder los, das Tagesziel ist heute das Nordkap. Bei Abfahrt war natürlich wieder Regen angesagt. Die Temperatur betrug 5,1° Celsius. Unsere Strecke führte uns u.a. am Inarisee vorbei.

Weiter ging es durch die "weiße Pracht" und vorbei an zugefrorenen Seen. Wir hatten inzwischen nur noch 2° Celsius!


Um Punkt 12.00 Uhr passierten wir die finnisch - norwegische Grenze. Wolfgangs Daytona Stiefel, die wir tags zuvor noch imprägniert hatten, hatten dem Dauerregen nun nichts mehr entgegenzusetzen und gaben auf...er hatte nasse Füße, diese drohten nun zu Eisblöcken zu gefrieren (meine Stiefel, der gleichen Marke, hielten nur zwei Tage länger durch). Der Lange bekam Panikanfälle und wir mussten den erstbesten Schuhladen in Norwegen  anfahren...als er die Preise für Stiefel gesehen hat, war es mit der Panik vorbei ;-) Er hat sich dann für die altbewährte und nun auch patentierte Müllsackwarmundtrockenfußsackvariante© entschieden (hierbei wird der trockene bestrumpfte Fuß in einen Müllsack, z.B. gelber oder blauer Sack von aha gesteckt und erst dann wird der Motorradstiefel angezogen...wir hatten da schon etwas vorbereitet). Aber Achtung...beim späteren Ausziehen des Müllsackwarmundtrockenfußsackes© besteht die Gefahr der Kontaminierung durch Fußgeruch in einem Umkreis von ca. 400 - 500 Metern.

Der Weg führte uns durch riesige Schneefelder und an weiteren gefrorenen Seen vorbei. Wir haben etliche Rentierherden, viele Polarfüchse und hamsterähnliche Tiere (meistens überfahren) gesehen. Getankt habe ich an diesem Tag insgesamt dreimal (insgesamt 63,00 €). Der Nordkaptunnel und der Eintritt zum Nordkap schlugen mit ca. 30,00 € pro Person zu Buche.
Um 17.00 Uhr (Tachostand: 26.085 km) waren wir "am Ziel unserer Tour", dem Nordkap. Bis hierher waren wir jetzt 3.702 km gefahren. Am Nordkap waren ca. -1° Celsius und leichter Schneeregen mit starkem Sturm. Nach den obligatorischen "Kugelfotos" ging es in den Souvenirladen. Hier wurden die Karten für die Liebsten daheim, die enstprechenden Briefmarken und Mitbringsel gekauft. Die Karten schrieben wir im Nordkap-Cafe bei einer Tasse leckerem heißen Kaffee für je 4,00 €. Der Lange schrieb 8 Karten, die Adressen hatte er auf einem Schmierzettel...leider hat er vergessen seiner lieben Gattin Kerstin eine Karte zu schreiben. Ich denke, er wird hierfür als Wiedergutmachung seine Kerstin lecker zum Essen ausführen ;-)


Leute, man muss auf jeden Fall mit dem Moped am Nordkap gewesen sein!!! (auch wenn ein paar Mopedfahrer etwas anderes behaupten).

Es war ein total tolles (das Wort geil wurde absichtlich vermieden) und erhebendes Gefühl es wirklich durchgezogen zu haben.

auf-zum-Nordkap-2011

WIR WAREN DA!!!


Gegen 19.30 Uhr brachen wir wieder auf. Da der Sturm und die Kälte fast unerträglich waren, entschieden wir uns dagegen in der unmittelbaren Nähe des Nordkaps zu campen. Wir fuhren noch ca. 130 km durch "wunderschöne" Winterlandschaften zu dem Ort Russenes. Hier befindet sich ein Campingplatz. Leider war die Rezeption bereits geschlossen. Wir erspähten aber 3 Motorräder mit Kennzeichen aus Leipzig. Einer der Mopedfahrer befand sich vor der Tür seiner Hütte und erzählte uns, dass die Hütte für 4 Personen ausgerüstet sei, sie aber nur zu dritt unterwegs sind.

Jetzt kommt mal ein guter Tipp von Mopedfahrer zu Mopedfahrer;

Wir hätten durchnässten und durchgefrorenen Mopedfahrern zumindest einen heißen Kaffee oder Tee angeboten oder sogar vorgeschlagen mit in der Hütte zu übernachten. Die Fahrer aus Leipzig waren nur empört darüber, dass im Badezimmer der Hütte kein Spiegel ist...

Als wir uns auf dem Platz weiter umschauten, kamen auf uns zwei nette ältere Damen aus der Schweiz zu, die uns mitteilten, dass wir doch einfach im geheizten Gemeinschaftsraum übernachten können. In diesem Raum sei übrigens auch ein Landsmann von uns...Wir gingen also in diesen Raum. Der Raum war super gut eingerichtet: 2 große Ledersofas, zwei Couchtische, ein Esstisch mit 6 Stühlen. In einem Nebenraum befand sich ein Herd und ein Kühlschrank. Weiterhin war dort ein Raum mit Dusche und WC vorhanden...es war wie ein Traum!! In dem Raum saß unser freundliche Landsmann. Er kam aus Tübingen und erklärte uns im weiteren Gespräch, dass er bereits seit Mitte April durch Norwegen wandere. Er hat vor bis Ende Oktober weiter zu wandern. Wir unterhielten uns ein paar Stunden. Er wusste viele interessante Dinge über Norwegen und den Rest Scandinaviens zu berichten. Hintergrund hierfür war, dass er bereits viele lange Wanderungen u.a. durch Norwegen gemacht hat.

An dieser Stelle wünschen "der Lange" und ich Dir noch viel Glück und hoffentlich besseres Wetter auf deinem weiteren Weg durch Norwegen!

Diese Nacht war höchst entspannt...am nächsten Morgen versuchten wir vergeblich einzuchecken...;-)

Tag 9/21.05.2011/Tachostand 26.210 km: Um 08.15 Uhr verabschieden wir uns vom Campingplatz "RUSSENES". Das Thermometer zeigt 7,5° Celsius. Das Frühstück bestand aus...richtig! Dosenwurst, Dosenbrot und Kaffee. Unser heutiges Ziel heißt ALTA. Unsere Begleiter waren wieder Rentiere!

Es ging wieder über lange Brücken, durch lange Tunnel und durch Eis und Schnee...


Eins der schönsten Ziele dieser Etappe erreichen wir bei SONNENSCHEIN, zumindest fast. Wir erreichen Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt.

Von hier aus geht es nach einer Stärkung mit Tee und Schokoriegeln weiter durch die Schneelandschaft Nordnorwegens. Die Sonne verschwindet wieder und der Regen setzt ein.


Nach nur 252 km erreichen wir um 13.45 Uhr in strömenden Regen die Industriestadt Alta. Dummerweise wissen wir nicht mehr genau, welchen Campingplatz wir uns hier ausgesucht hatten...und entscheiden uns für den zweiten Campingplatz "Kronstad Camping A.S.". Es sollte sich bald zeigen, das es ein Fahler war... Der "nette" junge Mann an der Rezeption wird vermutlich heute noch über die beiden blöden Mopedfahrer lachen. Wir fragten, ob der Campingplatz geöffnet hat. Der Rezeptionist erklärte, dass der Platz natürlich offen sei. Wir entschieden uns für eine Hütte. Der Preis hörte sich mit 300 Kronen sehr günstig an. Was wir nicht ahnen konnten, war das die Duschen, der Waschraum, der Abwaschraum und die Toiletten noch nicht geöffnet waren... Es gab an der Rezeption eine Toilette, eine Dusche und ein Waschbecken...die/das auch von den vorbeifahrenden Lkw und Pkw Fahrern genutzt wurden..."echt schön und echt sauber"!!!

Kaum hatten wir die "Höhle" bezogen, erstrahlte die Sonne in voller Pracht...wären wir doch nur weiter gefahren! Egal, schauen wir uns eben zu Fuß die Stadt an (wir konnten nicht ahnen, dass diese ca. 10 km entfernt war).

Nach ca. 4 km drehten wir um ohne auch nur den Stadtring zu erreichen. Als wir wieder an der Hütte ankamen, machten wir uns ein in Schweden erworbenes Reisgericht warm. Leicht entnervt hauten wir uns um 21.30 Uhr in die Falle.

Tag 10/22.05.2011/Tachostand 26.462 km: Wir hatten uns inzwischen wegen der Wetterlage entschieden nicht auf die Lofoten zu fahren. Gegen 09.00 Uhr verließen wir die "Höhle" in Alta, als heutige Tagesziel hatten wir uns Narvik ausgesucht. Die Abfahrt erfolgte natürlich im Regen bei 8° Celsius.

Wir befuhren wunderschöne Strecken, vorbei an schneebedeckten Bergen und einsamen Fjorden. Die Sonne gab sich auch die Ehre. Echt ein tolles Teilstück!

Inzwischen hatten wir nur noch 2° Celsius und der Schnee um uns herum wurde immer höher. Es gab schöne Wasserfälle, glasklares Wasser und noch mehr Fjorde. Wir entschlossen uns auf die Regenklamotten zu verzichten.





Und dann kam wieder der Regen...


Um 17.30 Uhr bei Sonnenschein und fast 15° Celsius erreichten wir Narvik. Der Zeltplatz "Narvik Camping" gehört nach unserer Bewertung zu den besseren Campingplätzen mit sehr nettem Personal. Als wir ankamen war die Rezeption geschlossen aber alle Serviceeinrichtungen auf dem Platz geöffnet.

Irgendwie kam dann die Sonne raus...

An diesem Abend oder in dieser Nacht tranken wir die letzte Dose heimisches Bier :-(



Tag 11 - Tag 15